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Berufliche Vorsorge: Etliche grosse Unternehmen bauen Risiken ab

Donnerstag, 19.04.2018

Die Pensionspositionen in den Unternehmensbilanzen haben sich im 1. Quartal 2018 trotz Rückgängen beim Planvermögen verbessert. Der Deckungsgrad stieg im Schnitt um rund 0,7 Prozentpunkte.

Die Bilanzen von Schweizer Unternehmen haben sich im ersten Quartal 2018 weiter verbessert. Die Diskontierungssätze stiegen gegenüber Ende Dezember 2017 um rund 17 Basispunkte, während die Anlagerenditen im ersten Quartal negativ ausfielen. Insgesamt stieg der Deckungsgrad bzw. das Verhältnis von Pensionsvermögen zu Pensionsverpflichtungen um rund 0,7 Prozentpunkte, wie aus dem Willis Towers Watson Pension Index hervorgeht. Dieser kletterte von 104.0% per 31. Dezember 2017 auf 104.7% per 31. März 2018.

Verpflichtungen sinken stärker als Vermögen

Die Pensionspositionen in den Bilanzen der Schweizer Unternehmen haben sich nach IAS 19 aufgrund des Anstiegs bei den Renditen für Unternehmensanleihen im Laufe des Quartals weiter verbessert. Die Verpflichtungen sanken im selben Zeitraum stärker als die Planvermögen. Der Diskontierungssatz im Rahmen des Willis Towers Watson Index lag zum Quartalsende auf dem höchsten Wert seit fast drei Jahren.

Laut Adam Casey, Senior Consultant bei Willis Towers Watson in Zürich, zeigt die Kombination aus zuletzt soliden Anlagerenditen und relativ hohen Diskontierungssätzen, dass die Schweizer IAS19-Bilanzen sich auf einem 10-Jahres-Hoch befinden. Eine Garantie für den Fortbestand gibt es gemäss Casey aber nicht. Aus diesem Grund rät er, Massnahmen zum Risikoabbau zu ergreifen und einige dieser Positionen aufzulösen, um zugleich sicherzustellen, dass der Plan für die Zukunft gut aufgestellt ist.

Rendite der von den Kassen gehaltenen Anlageklassen lag bei -2.1%

Die Anleihenrenditen gingen von Januar bis März 2018 gegenüber dem Vorquartal um rund 17 Basispunkte zurück. Damit nahmen die Pensionsverpflichtungen um 2.7% ab. Die Rendite der von den Schweizer Pensionskassen üblicherweise gehaltenen Anlageklassen lag im ersten Quartal 2018 bei -2.1% (gemäss BVG-40 plus Index von Pictet 2005).

Die Volatilität sowie die gestiegenen Renditen an den Märkten führten bei den Anlagerenditen zu einem schwachen Jahresstart 2018. Trotz der im Quartalsverlauf negativen Anlagerenditen führte der stärkere Rückgang bei den Pensionsverpflichtungen im Laufe des ersten Quartals zu einem positiven Nettoeffekt.

Unternehmen haben Interesse ihre IAS19-Verpflichtungen realistischer zu bemessen

Wie Elena Selivanova, Senior Consultant bei Willis Towers Watson in Zürich erklärt, hat eine Reihe grosser Unternehmen (die traditionell eine führende Rolle im Risikomanagement spielen) im ersten Quartal Massnahmen zum Risikoabbau ihrer Bilanz getroffen oder ins Auge gefasst. Willis Towers Watson habe einerseits ein gesteigertes Interesse an der Anwendung einer realistischeren Bewertungsmethodik zur Bemessung ihrer IAS19-Verpflichtungen beobachtet, um die Risk Sharing Optionen zur Beseitigung des Defizits bilanziell berücksichtigen zu können. Andererseits steige das Interesse an neuen Lösungen zur Ausgestaltung der Vorsorgepläne, beispielsweise Top-up 1e-Pläne oder Swiss DC-Pläne.

Marktbedingungen haben sich verändert

Mit der negativen Entwicklung im ersten Quartal habe ein über sieben Quartale anhaltender Lauf mit positiven Renditen für den Benchmark-Index ein Ende gefunden, sagt Michael Valentine, Investment Consultant bei Willis Towers Watson in Zürich. Die Anspannung an den Märkten angesichts von Anhebungen der Basiszinssätze und höherer Inflation habe sich insbesondere negativ auf die sogenannten FANG-Aktien ausgewirkt, jene Mega-Cap Technologiefirmen, die an der Spitze der lange anhaltenden Aufwärtsbewegung gestanden hätten. Ganz aktuell habe die gestiegene Möglichkeit eines Handelskrieges zwischen den USA und China die Märkte weiter verunsichert, weiss Valentine. Die strategische Ausrichtung der Vorsorgeeinrichtungen, mit langfristigen Anlagehorizonten, sollten von diesen Marktbewegungen seiner Meinung nach allerdings nicht wesentlich beeinträchtigt werden.

Konzentration richtet sich auf zugrundeliegende Faktoren für Anlagerisiken und -renditen

Das Hauptziel bestehe in einer wirksamen Diversifizierungsstrategie für die Portfolios, so Valentine weiter. Dabei müsse man über die Grenzen von Anlageklassen wie Aktien und Anleihen hinausschauen und sich auf die zugrunde liegenden Faktoren für Anlagerisiken und -renditen konzentrieren, rät er. In kurzfristiger Hinsicht sei es ratsam, sich vorsichtig, taktisch zu positionieren, um in diesem turbulenten Marktumfeld eine Absicherung nach unten hin zu schaffen. Zu guter Letzt mache sich auch eine geschickte Balance zwischen Kostenminimierung und der selektiven Umsetzung aktiver Verwaltung bezahlt, sagt Valentine.

Über den Pensionskassenindex

Der Pensionskassenindex misst die Veränderungen des Verhältnisses zwischen den Vermögenswerten und der Leistungsprimatverpflichtungen eines Pensionsplans (Indexniveau von 100% per 31.12.2006).

Der Pensionskassenindex wird vierteljährlich von Willis Towers Watson in deren Swiss Pension Finance Watch veröffentlicht und basiert auf dem International Accounting Standard 19 (IAS 19). Der Index stellt die quartalsweise Entwicklung des Ausfinanzierungsgrads unter IAS 19 dar, statt den sonst typischen Deckungsgrad der schweizerischen Vorsorgepläne anzugeben.

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