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«Das Vertrauen in nationale Währungen könnte erodieren»

Donnerstag, 04.01.2018

Der Bitcoin-Boom und das gefährdete Vertrauen in die Zentralbanken stehen in Zusammenhang, sagt Oswald Grübel, Ex-CEO von Credit Suisse und UBS. Er sieht auch einen Zusammenhang mit tiefen Renditen und dem Fall des Bankgeheimnisses.

Der Aufstieg des Bitcoins, einer globalen, digitalen Währung, wird von vielen Finanzfachleuten als Blase mit relativ kurzer Lebensdauer abgetan. Andere wiederum warnen, der Bitcoin untergrabe das Vertrauen in die Notenbanken. Laut Oswald Jürgen Grübel (74), Ex-CEO von Credit Suisse (2003-07) und UBS (2009-11), zeigt der Kursanstieg des Bitcoins deutlich, dass viele Menschen nicht mehr an ihre Notenbanken und an das herkömmliche Papiergeld glauben. Lieber würden sie ihre kleinen Vermögen in Bitcoin als in Dollar, Euro oder Franken horten. Man solle auf keinen Fall unüberlegt in den Chor der Ignoranten einstimmen und Bitcoin als eine reine Blase abtun, wie er in einem Interview mit der «Luzerner Zeitung» erklärt.

Der Bitcoin wird als sicherer Hafen für Anlagen gesehen

Wie Grübel weiter erklärt, sei die Menge von Bitcoin begrenzt. Er glaubt, es könne maximal 21 Millionen Einheiten davon geben, und gut 16 Millionen Einheiten seien bislang im Umlauf. Zudem sei Bitcoin die einzige Weltwährung überhaupt, weil sie ohne Mittler im Internet gehandelt werden könne. Dies spricht laut Grübel für Bitcoin.

Als Grund nennt er etwa politische Umstände; er führt Venezuela und Simbabwe an, die durch sozialistische oder diktatorische Regime wirtschaftlich zu Grunde gerichtet worden seien. Aber auch dort hätten die Leute Ersparnisse, die sie irgendwo in Sicherheit bringen wollten. Das erkläre, weshalb Menschen an diesen Orten sogar bereit seien, einen Aufpreis zu zahlen, um ihre Ersparnisse in Bitcoin eintauschen zu können. Als Weltwährung könne Bitcoin überall bezogen werden. Deshalb sei Bitcoin auch in Asien so beliebt, wo zeitweise 80% des Handels stattgefunden habe. Für viele sei auch die Transparenz ein Grund, Bitcoin zu kaufen, und nicht nur ein schlechter, sagt Grübel. Nach dem Kauf werde das Vermögen für andere unsichtbar.

Der Bitcoin ersetzt teilweise das Bankgeheimnis

Weiter stehe Bitcoin für die Aufhebung des Bankgeheimnisses schlechthin, wie Grübel weiter erklärt. Was der Bitcoin noch werden könne, sei früher der Franken gewesen. Die Schweiz sei unter anderem deshalb so reich geworden, weil viele Ausländer, die in ihrer Heimat eine Krise durchlebt hätten, ihre Vermögen in Franken getauscht hätten. Seit es in der Schweiz jedoch kein Bankgeheimnis mehr gebe und die Schweizer Banken die Kontoinformationen ihrer Kunden mit über 100 Ländern austauschten, würden diese Menschen alternative Anlageformen für Vermögen, das sie nicht für den täglichen Gebrauch benötigten, suchen.

Bitcoin rentieren besser als Bankkonten

Bitcoin waren trotz der grossen Preisschwankungen für viele bisher eine bessere Anlage, als das Geld zinslos auf einem Konto liegen zu lassen, so Grübel weiter. Und die Wahrscheinlichkeit sei hoch, dass das auch in Zukunft so sein werde.

Zentralbanken haben das Vertrauen in nationale Währungen geschwächt

Grübel sieht genügend Gründe anzunehmen, dass das Vertrauen der Menschen in ihre nationalen Währungen künftig erodieren könnte. Die Ökonomen würden zwar sagen, hinter einer sogenannten richtigen Währung stehe die Wirtschaft des Landes. Das ist laut Grübel aber kein Naturgesetz. Die Zentralbanken hätten in den vergangenen Jahren anders gehandelt als vorher. Sie hätten absichtlich ihre Währungen abgewertet, indem sie viel mehr Geld gedruckt hätten, als die Wirtschaft des Landes gewachsen sei.

Bitcoin sind das Gold der jüngeren, global agierenden Generationen

Grübel sieht in Gold nach wie vor ein wichtiges Wertaufbewahrungsmedium. Bitcoin seien aber vielleicht eher das Gold der jüngeren, global agierenden Generationen.

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