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Die Altersvorsorge muss weltweit überdacht werden

Mittwoch, 22.05.2013

Die Ruhestandsleistungen wurden wegen Rentenreformen in den letzten 10 Jahren in 16 OECD-Staaten um rund einen Viertel gekürzt. Der Anteil der Arbeitnehmenden, die über 60 Jahre alt sind, wächst aber zunehmend. Private Altersvorsorge tut Not, sagen Experten.

Bei den Alterseinkommen vollzieht sich nach 10 Jahren Rentenreformen in Westeuropa und der Einführung neuer Altersvorsorgesysteme in Osteuropa und Asien ein Strukturwandel. Die staatlichen Rentenleistungen sinken, während die Anteile privater und betrieblicher Renten steigen.

So auch in der Schweiz: machten die staatlichen Leistungen in der gesetzlichen Rentenversicherung (AHV) im Jahr 2000 noch 50,8% des Alterseinkommens aus, lag dieser Wert 10 Jahre später bei nur noch 43,3%, wie die Allianz-Studie «Demographic Pulse» erläutert.

Anteil am Alterseinkommen aus gesetzlicher Rente geht zurück

Die Altersvorsorgestruktur habe sich nach mehr als 10 Jahren Rentenreformen in fast allen Ländern, die in der Allianz Studie untersucht wurden, verändert, so die Autoren. Der Anteil am Alterseinkommen aus der gesetzlichen Rente sei fast durchgehend zurückgegangen. In Schweden, Deutschland und Frankreich seien diese Einbussen durch Alterseinkommenszuwächse aus Vermögen oder privater Vorsorge ausgeglichen worden. Ob diese Zuwächse in der tatsächlichen Ruhestandsphase aber ausreichen würden, um Kürzungen bei der staatlichen Rente vollständig aufzufangen, stellen die Autoren in Frage.

Berufliche Vorsorge macht rund einen Drittel des Alterseinkommens aus

Etwas anders präsentiert sich die Lage in der betrieblichen Altersvorsorge (BVG): Hier stieg der Wert von 26,6% im Jahr 2000 auf 32,8% im Jahre 2010. Angesichts des demographischen Wandels und leerer Staatskassen gewinne die private Altersvorsorge jedoch zunehmend an Bedeutung, so die Autoren.

Diese Entwicklung sei auch in der Schweiz spürbar. Dabei komme das Drei-Säulen-System im internationalen Vergleich gut weg, wie Rudolf Alves, Leiter Leben der Allianz Suisse, betont. Darauf könne man sich jedoch nicht ausruhen.

Mehr Eigenverantwortung durch private Vorsorge ist gefragt

Damit zukünftige Rentner ein Alterseinkommen in vergleichbarer Höhe mit dem der heutigen Rentner erzielen könnten, müsse jeder Einzelne mehr Eigenverantwortung übernehmen und für das Alter sparen. Denn die Alterung der Gesellschaft schreite unerbittlich voran; die Zahl der Beitragszahler aber schrumpfe kontinuierlich. Bereits heute würden die Erwerbstätigen die Renten der Pensionierten subventionieren, so die Autoren.

Möglichkeiten einer kapitalgedeckten Altersvorsorge sind eingeschränkt

Das Rentensystem sei durch die Schuldenkrise, die Schwankungen an den Finanzmärkten sowie durch das Niedrigzinsumfeld substantiell herausgefordert worden, wie die Autoren festhalten. Die Entwicklungen würden die Möglichkeiten einer kapitalgedeckten Altersvorsorge einschränken.

Erwerbstätigenquote der 60- bis 64-Jährigen hat sich in vielen Ländern erhöht

Weil die Einnahmen aus kapitalgedeckten Rentenplänen krisenbedingt niedriger als erwartet ausfielen, müssten viele Arbeitnehmende ihre Tätigkeit länger als geplant ausüben, so die Autoren weiter. Zwar sei auch das Renteneintrittsalter vielerorts angehoben worden. Arbeitnehmende müssten aber auch deshalb länger arbeiten, weil sie für das Alter länger als vorgesehen sparen müssten.

Schweiz weist zweithöchste Erwerbstätigenquote auf

Als Folge habe sich die Erwerbstätigenquote der 60- bis 64-Jährigen in Europa, Asien und in den USA über die letzten 10 Jahre erhöht. Die Schweiz weise mit einer Erwerbstätigenquote von rund 58% nach Schweden (63%) den zweithöchsten Wert aller untersuchten OECD-Länder auf.

Mehr Beschäftigungschancen für Ältere schaffen

Als grosse Herausforderung für die Zukunft werten die Autoren auch, die Beschäftigungschancen älterer Arbeitnehmender zu verbessern. Rund 65% der Beschäftigten in Europa würden es vorziehen, im Alter teils von Erwerbsarbeit und teils von Renteneinkommen zu leben. Dafür sei es aber notwendig, attraktive Angebote für ältere Arbeitnehmende zu schaffen und die Flexibilität zu erhöhen, propagieren die Autoren.

Es führe allerdings auch dann kein Weg daran vorbei, privat für das Alter vorzusorgen. Denn ohne Absicherung des Langlebigkeitsrisikos werde so mancher im hohen Alter auf seinen gewohnten Lebensstandard verzichten müssen, warnen die Autoren.

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