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Die Bank Valiant kürzt älteren Angestellten die Ferien – oder den Lohn

Montag, 14.01.2019

Ab dem 50. Lebensjahr erhalten Angestellte in vielen Unternehmen zusätzliche Ferientage. Doch das scheint sich nun zu ändern. Die Bank Valiant geht darin voran, ihren älteren Angestellten die Ferientage zu kürzen, oder sie müssen dafür bezahlen.

In vielen Schweizer Unternehmen ist es üblich, den älteren Angestellten zusätzliche Ferientage zu gewähren. So auch bei der Valiant Bank, die ihren knapp tausend Mitarbeitenden grundsätzlich fünf Wochen Ferien gewährt. Mitarbeitende ab dem 56. Altersjahr erhalten einen zusätzlichen Ferientag pro Lebensjahr, maximal aber sechs Wochen ab dem 60. Lebensjahr, wie die «Luzerner Zeitung» recherchiert hat.

Wer will, kann zusätzliche Ferientage «kaufen»

Das soll sich jetzt ändern. Seit dem 1. Januar 2019 gibt es für ältere Angestellte keine zusätzlichen Ferientage mehr, soll Valiant-Sprecher Marc Andrey auf Anfrage bestätigt haben. Begründet werde der Entscheid mit der Gleichbehandlung: Valiant sei es wichtig, dass alle Mitarbeitenden unabhängig ihres Geschlechts, Alters oder anderer Persönlichkeitsmerkmale bei gleicher Leistung und gleichem Verhalten auch gleich behandelt würden. Valiant habe betont, dass man in den neuen Anstellungsbedingungen gleichzeitig den Kauf von bis zu 20 zusätzlichen Ferientagen sowie das Recht auf Teilzeit verankere. Beides sei aber schon bisher teilweise möglich gewesen.

Ältere Mitarbeitende haben es bei den Banken schwer

Die Kürzung von Ferientagen sei ein Novum in der Schweiz, sagt die Luzerner Zeitung. Das zeige eine Umfrage unter Banken, Experten, Gewerkschaften und Verbänden. Bei der grössten Schweizer Gewerkschaft Unia habe man zum ersten Mal von einem solchen Fall gehört. Auch der Arbeitgeberverband der Banken habe keine Kenntnis davon, dass die Banken in der Schweiz Ferientage für ältere Mitarbeitende kürzen würden. So sorge dieses Vorgehen intern für Kritik, wie Denise Chervet, Sprecherin des Schweizerischen Bankpersonalverbands (SBPV), gegenüber der Luzerner Zeitung geäussert habe. Man habe bis heute nur von der Valiant so etwas gehört. Auch hätten einige Mitarbeitende versucht, sich dagegen zu wehren, doch hätten sie nicht genug Unterstützung bei den Kollegen finden können, da die Angst zu gross gewesen sei. Der Bankpersonalverband befürchte nun, dass schleichend bei den Mitarbeitenden gespart werde. Es sei kein Geheimnis, dass es ältere Mitarbeitende bei den Banken schwer hätten.

Valiant hat Vereinbarung über die Anstellungsbedingungen der Bankangestellten nicht unterzeichnet

Weitere Recherchen der Luzerner Zeitung haben ergeben, dass die wichtigsten Banken der Schweiz, wie UBS, Credit Suisse, Raiffeisen, Zürcher Kantonalbank oder Julius Bär, den älteren Mitarbeitenden nicht eigenmächtig die Ferien kürzen dürfen. Dies sei in einer Branchenvereinbarung festgehalten worden, habe eine Sprecherin des Kaufmännischen Verbands (KV) erklärt. Die Valiant Bank könne dies jedoch tun, da sie die entsprechende Vereinbarung über die Anstellungsbedingungen der Bankangestellten nicht unterzeichnet habe.

Viele andere Banken hätten diese Vereinbarung ebenfalls nicht unterzeichnet, so die Luzerner Zeitung, doch keine davon plane eine Änderung, wie eine Stichprobe zeige. Die Kantonalbanken aus Luzern, St. Gallen und Aargau würden ihren 60-jährigen Angestellten nach wie vor sechs Wochen Ferien gewähren, und bei der Migros Bank gäbe es ab 60 Jahren sogar sieben Wochen Ferien.

Mitarbeitende haben die neuen Anstellungsbedingungen «akzeptiert»

Rechtlich sei nichts gegen den Entscheid der Valiant Bank einzuwenden, zitiert die Luzerner Zeitung Thomas Geiser, Professor für Arbeitsrecht der Universität St. Gallen. Das Obligationenrecht schreibe ab dem 20. Altersjahr lediglich ein Minimum von vier Wochen Ferien pro Jahr vor. Der geänderte Ferienanspruch sei allerdings eine Vertragsänderung, und diese sei nur möglich, wenn beide Seiten – Arbeitgeber und Arbeitnehmer – einverstanden seien. Andernfalls müsse Valiant die bestehenden Arbeitsverträge kündigen und neue Verträge mit angepassten Konditionen offerieren. Valiant-Sprecher Marc Andrey habe jedoch erklärt, dass alle betroffenen Mitarbeitenden die neuen Anstellungsbedingungen akzeptiert hätten. Deshalb seien auch keine Änderungskündigungen notwendig gewesen.

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