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Die Entschädigung für das Risiko in der beruflichen Vorsorge der Versicherer ist zu gering

Freitag, 07.09.2018

Die Kapitalanlageerträge in der beruflichen Vorsorge der Lebensversicherer sind 2017 um 20% zurückgegangen. Auch das Prämienvolumen sank. Dies zeigt ihre gesunkene Kapazität und Bereitschaft, Neugeschäft in der Vollversicherung zu zeichnen.

Das Prämienvolumen der acht aktiv in der beruflichen Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge tätigen und von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA beaufsichtigten Lebensversicherer ging 2017 um 4% auf 22 Milliarden Franken zurück. Auch die Zahl der in der Vollversicherung rückgedeckten Arbeitnehmer hat sich um 3% auf 1,18 Millionen Versicherte vermindert. Vom gesamten Prämienvolumen entfallen rund 3 Milliarden Franken auf Risiko- und Kostenprämien. Diese sind um 2% tiefer ausgefallen gegenüber dem Vorjahr. Die Lebensversicherer erwirtschafteten damit total Erträge im Spar-, Risiko- und Kostenprozess von 7 Milliarden Franken. Das sind fast 13% weniger als 2016.

Entschädigung für das notwendige Kapital ist ungenügend

Laut FINMA zeigt das gesunkene Prämienvolumen, dass die privaten Lebensversicherer das Neugeschäft in der Vollversicherung immer stärker beschränken. Kein Lebensversicherer habe zusätzliche Kapazität angeboten und neue Anbieter habe es seit über 10 Jahren keine mehr gegeben. Die Hauptursache dafür sieht die FINMA in der ungenügenden Entschädigung für das notwendige Kapital zur Absicherung der Leistungsversprechen.

92.1% der Erträge flossen an die Versicherten zurück

Die Lebensversicherer erwirtschafteten 2017 insgesamt Erträge in der Höhe von 7 Milliarden Franken, also 12.6% weniger als 2016. In Form von Versicherungsleistungen, Erhöhungen der technischen Rückstellungen und Überschussbeteiligungen flossen diese zu 92.1% an die Versicherten zurück. Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestquote liegt bei 90%. Die technischen Rückstellungen wurden 2017 um 0,6 Milliarden Franken verstärkt, 61.6% weniger als 2016.

Betriebsergebnis ist gesunken

Das Betriebsergebnis in der beruflichen Vorsorge der Lebensversicherer war 2017 positiv. Es lag bei insgesamt 554 Millionen Franken, 8% tiefer als 2016. Da in der gleichen Periode die Bilanzsumme wuchs, verschlechterte sich insgesamt die Entschädigung für das eingegangene unternehmerische Risiko. Die Folge ist, dass die Anbieter ihre Kapazitäten beschränken.

Anlageergebnisse sind rückläufig

Das Anlageergebnis betrug 2017 2.0%. Damit sind die Buchrenditen zum dritten aufeinanderfolgenden Mal rückläufig (2016: 2.6%, 2015: 3.0%, 2014: 3.2%). Zwischen 2008 und 2017 betrug die durchschnittliche annualisierte Nettokapitalanlagerendite 3.79% pro Jahr. Das auf Tiefstwerte abgesunkene Zinsniveaus liess also die Kapitalanlagerendite weiter erodieren.

Versicherer sind den Kapitalmarktrisiken stark ausgesetzt

In der Folge senkten die Lebensversicherer den technischen Zinssatz für die Berechnung der Rentendeckungskapitalien auf durchschnittlich 1.34%. Die Performance unter Einbezug der Wertveränderungen der Kapitalanlagen belief sich 2017 auf 2.5%, nach 3.3% im Jahr zuvor, tiefen 1.9% 2015 und hohen 8.6% im Jahr 2014. Diese Schwankungen zeigen laut FINMA, wie stark die Versicherer den Kapitalmarktrisiken ausgesetzt sind.

Schadenquote und Betriebskosten sind leicht angestiegen

2017 war die Schadenbelastung gleich gross wie 2016. Mit leicht tieferen Prämieneinnahmen erhöhte sich die Schadenquote gegenüber dem Vorjahr von 56% auf 58%. Die ausgewiesenen Betriebskosten pro Kopf sind im Vergleich zum Vorjahr um 2% gestiegen; dies, nachdem sie zuvor während neun hintereinander folgenden Jahren gesunken waren. Lagen die Pro-Kopf-Kosten 2007 noch bei 462 Franken, so beliefen sie sich 2017 auf 320 Franken.

Über die Aufsicht der FINMA

Die Aufsicht der FINMA ist darauf ausgerichtet, die Sicherheit und gesetzeskonforme Verwendung der Gelder zu gewährleisten, die den Lebensversicherern im Bereich der beruflichen Vorsorge anvertraut sind. Die privaten Lebensversicherer verwalten rund einen Fünftel aller Vorsorgegelder in der Schweiz (2016 von 1030 Milliarden Franken, Stand Ende 2016). Sie versichern fast die Hälfte der 4,1 Millionen aktiven Versicherten und bedienen knapp einen Viertel der 1,1 Millionen Rentner (Stand Ende 2016).

Die garantierten Versicherungsverpflichtungen sind einerseits umfassend mit Vermögenswerten im separaten gebundenen Vermögen gedeckt. Dabei gelten strenge Anlagevorschriften zur Qualität der Werte, zur Risikostreuung, zu den zulässigen Anlagekategorien sowie zu Risikomanagement und Bewirtschaftung. Andererseits muss jeder Lebensversicherer über ausreichende, vorsichtig berechnete versicherungstechnische Rückstellungen verfügen, um jederzeit den Versicherungsverpflichtungen nachkommen zu können.

Ziel ist, den nachhaltigen Schutz der Versicherten sicher zu stellen. Und nicht zuletzt hat der Lebensversicherer Eigenkapital zur Gewährleistung einer hohen Sicherheit der Ansprüche der Versicherten zu halten. Dieses wird wie für alle anderen Versicherungssparten mit dem Schweizer Solvenztest SST bestimmt.

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