Sie befinden sich hier: Startseite » Aktuelle Themen » Artikel

Die Lebensversicherer kämpfen mit dem Marktumfeld

Dienstag, 30.07.2019

Lebensversicherungen mit Sparanteil waren für die Versicherer auch 2018 eine Herausforderung. Den Verpflichtungen mit lange laufenden Zinsgarantien standen Kapitalanlagen gegenüber, die Tiefst-Renditen abwarfen. Und die Zinsen bleiben tief.

Das seit Jahren anhaltend tiefe Marktzinsniveau dauert fort. Der zehnjährige Kassazinssatz der eidgenössischen Anleihen lag 2018 durchschnittlich bei 0.03% (Vorjahr -0.07%) und Ende Jahr bei -0.15% (Vorjahr -0.10%), also nur etwas höher als im Vorjahr. Somit war es 2018 eine grosse Herausforderung, Lebensversicherungen mit Sparanteil anzubieten und zu führen, wie die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA in ihrem «Bericht über den Versicherungsmarkt 2018» festhält.

Bruttoprämien sind stabil geblieben

Während die Jahresgewinne – trotz Auflösung versicherungstechnischer Rückstellungen – um 0.2% auf 1,395 Milliarden Schweizer Franken sanken, stabilisierten sich die gebuchten Bruttoprämien, bestehend aus periodischen Prämien und Einmaleinlagen, mit plus 0.6% auf 31,733 Milliarden Franken (Vorjahr -3.7%; Vorvorjahr -5.7%). Aufgrund der anhaltenden Tiefzinsphase reduzierte sich das klassische Einzellebengeschäft, also die klassischen Einzelkapital- und Einzelrentenversicherungen. Gleichzeitig nahm jedoch das Prämienvolumen in anteilgebundenen Lebensversicherungen, die weniger kapitalintensiv sind, zu. Mit einer Prämienentwicklung von 22,6 Milliarden Franken nimmt die berufliche Vorsorge in der Lebensversicherung wie im Vorjahr einen Anteil von 71% der gesamten gebuchten Bruttoprämien ein, wobei in diesen Prämien auch die eingebrachten Freizügigkeitsleistungen aus ganzen Vertragsübernahmen sowie Diensteintritten innerhalb von bestehenden Verträgen im Umfang von rund 11 Milliarden Franken enthalten sind. 

Geschäftsvolumen des direkten Schweizer Geschäfts ist gewachsen

Das Volumen des direkten Schweizer Geschäfts der sechs grössten Lebensversicherer (der gleichen wie im Vorjahr) wuchs gegenüber 2017 geringfügig, und zwar um 0.9%. Die sechs grössten Lebensversicherer sind gemäss «Statista 2019» Swiss Life (Marktanteil Stand 2017: 30.6%), AXA (25.7%), Helvetia (11.9%), Basler (10.2%), Allianz Suisse (5.9%) und Zurich (4.9%). Sie gewannen im Berichtsjahr Marktanteile von 0.3% hinzu. Ihr Marktanteil beträgt nun 89.4%. Die übrigen 10.6% teilen die restlichen 13 Gesellschaften, davon 3 Niederlassungen, unter sich auf. Sichtbar Marktanteile gewinnen konnten die drei grössten Lebensversicherer Swiss Life AG, AXA Leben AG und Helvetia Schweizerische Lebensversicherungsgesellschaft AG. Der Effekt der im Berichtsjahr angekündigten Neuausrichtung der AXA Leben AG schlägt sich in den gebuchten Prämien noch nicht direkt nieder, da diese erst ab 2019 wirksam werden.

Kapitalanlagen sind gesunken

Die gesamten Kapitalanlagen der schweizerischen Direktversicherungsunternehmen sanken 2018 um 0.9% und beliefen sich per Ende Jahr auf 489 Milliarden Franken. Die Kapitalanlagen der Lebensversicherungsunternehmen verringerten sich um 4 Milliarden Franken (-1.3%) auf 338 Milliarden Franken, diejenigen der Nichtlebensversicherer blieben stabil und betrugen per Ende Jahr 150,5 Milliarden Schweizer Franken.

Die anhaltende Tiefzinslage führte im Berichtsjahr zu einer deutlichen Abnahme der festverzinslichen Anlagen im Vermögensbestand der schweizerischen Versicherungsunternehmen (-18 Milliarden Franken oder -8%). Mit einem Anteil von 44% am gesamten Anlagebestand blieben sie jedoch weiterhin die vermögensstärkste Anlageklasse. Die Lebensversicherer hielten 49% (-4 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr) und die Nichtlebensversicherer 34% (-2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr) ihrer gesamten Kapitalanlagen in festverzinslichen Wertpapieren. Demgegenüber wurde der Bestand an flüssigen Mitteln um 9 Milliarden Franken oder 58% deutlich erhöht. Die Investition in Hypotheken und Immobilien nahm wie bereits in den Vorjahren leicht zu. Ebenfalls leicht erhöht wurden die Bestände an Aktien und kollektiven Kapitalanlagen. Insgesamt blieben die Kapitalanlageerträge mit -6.2% weiterhin deutlich hinter dem Vorjahr zurück (Vorjahr -11.2%).

Kapitalanlagerendite auf dem Gesamtvermögen ist zurückgegangen

Die Kapitalanlagerenditen werden auf statutarischer Grundlage ausgewiesen. Die Lebensversicherer erzielten 2018 eine Kapitalanlagerendite von 2.35%. Gegenüber dem Vorjahr sank sie um 17 Basispunkte. Die Schadenversicherer verloren 48 Basispunkte gegenüber dem Vorjahr und erzielten eine Kapitalanlagerendite von 3.58%. Höhere buchmässige Verluste und tiefere buchmässige Gewinne, insbesondere aus Aktien und ähnlichen Anlagen infolge der schwierigen Marktverhältnisse, waren sowohl bei den Lebens- als auch bei den Schadensversicherungsgesellschaften der Hauptgrund für den geringeren Anlageerfolg.

Die höhere Kapitalanlagerendite der Schadenversicherer im Vergleich mit der Rendite der Lebensversicherer erklärt sich unter anderem mit dem erheblichen Anteil ausländischer Anlagen, die die Schadenversicherer in ihrem Kapitalbestand halten. Während die Lebensversicherungsgesellschaften 94% ihrer Kapitalanlagen im gebundenen Vermögen hielten, betrug dieser Anteil bei den Schadenversicherungsunternehmen 48%.

Lebensversicherer halten 94% ihrer Kapitalanlagen im gebundenen Vermögen

Der Gesamtbestand des gebundenen Vermögens der schweizerischen Versicherungsunternehmen belief sich per Ende 2018 auf 372 Milliarden Franken (0.6% weniger als im Vorjahr). Zusätzliche 18 Milliarden Franken waren Kapitalanlagen aus anteilgebundener Lebensversicherung. Bei den Lebensversicherungsunternehmen waren per Ende 2018 unverändert 94% der über alle Versicherungsunternehmen aggregierten Kapitalanlagen (91% der Bilanzsummen, +1 Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr) im gebundenen Vermögen angelegt. Der Anteil der drei stärksten Anlageklassen – festverzinsliche Anleihen, Immobilien und Hypotheken – betrug 80% des gebundenen Vermögens. 

Die Vermögensanlagen der Lebensversicherer zur Erfüllung der Versicherungsverpflichtungen sind mit gebundenen Vermögen sicherzustellen. Der Sollbetrag ist definiert durch 101% der versicherungstechnischen Rückstellungen. Er muss jederzeit durch entsprechende Anlagen, für die strenge Anlagerichtlinien gelten, gedeckt sein. Die Deckungsratio des gebundenen Vermögens gibt an, wie viele Mittel in den gebundenen Vermögen in Prozenten des Sollbetrags vorhanden sind. Das gebundene Vermögen und das risikobasierte Solvenzregime gemäss SST sollen eine hohe Sicherheit für die Versicherten der Schweizer Versicherungsunternehmen gewährleisten.

Deckungskapital hat sich reduziert

Das Deckungskapital sank von 306 Milliarden 2017 auf 304 Milliarden Franken 2018. Es ist eine pro versicherte Person individuell und mit den Abschlussgrundlagen gerechnete Versicherungsverpflichtung. Es ist in der Bilanz und für die Bestellung des gebundenen Vermögens als Hauptbestandteil der versicherungstechnischen Verbindlichkeiten auszuweisen.

Weitere Bestandteile der versicherungstechnischen Verbindlichkeiten sind Verstärkungen für Langlebigkeit und Zusatzrückstellungen, etwa für Umwandlungssatzverluste oder IBNR, sowie Prämiendepots und Überschussfonds. Das Deckungskapital der Lebensversicherer beträgt insgesamt rund 266 Milliarden Franken und macht damit 88% der versicherungstechnischen Verbindlichkeiten aus.

Das gesamte Deckungskapital aller betriebenen Versicherungszweige reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr um 1.0% (Vorjahr +1.2%). Anders als die Prämien reagiert das Deckungskapital träge auf Änderungen in der Zeichnungspolitik. So kann das Deckungskapital eines Portfolios noch lange wachsen, obwohl keine Neuzugänge mehr verzeichnet werden. Die leichte Reduktion des Deckungskapitals in der Kollektivversicherung berufliche Vorsorge rührt hauptsächlich vom Ausstieg der AXA Leben AG aus dem Vollversicherungsgeschäft her. 

Die berufliche Vorsorge macht mit rund 60% den Hauptanteil am Deckungskapital aus, gefolgt von der klassischen Einzelkapitalversicherung für den Erlebens- und den Todesfall mit rund 19%. Die Anteile der übrigen Zweige bewegen sich im einstelligen Prozentbereich. Im Jahr 2018 nahm einzig das Deckungskapital bei der an interne Anlagebestände gebundenen Lebensversicherung zu. Ihr Anteil am gesamten Deckungskapital ist mit 0.7% (Vorjahr 0.6%) aber nach wie vor gering.

Eigenkapital hat sich verringert

Die Ende 2018 bestehende Eigenkapitalbasis belief sich auf 15,1 Milliarden Franken, was 5.0% der versicherungstechnischen Verbindlichkeiten entspricht. Gegenüber dem Vorjahr verringerte sich die Eigenkapitalbasis um 1,3 Milliarden Franken. Diese Verringerung ist vorwiegend auf die Umstrukturierung der Beteiligungsstruktur zwischen Leben und Schaden bei einem Versicherungskonzern zurückzuführen. Die Eigenkapitalrendite betrug 9.24% (Vorjahr 8.52%).

Twitterdel.icio.usgoogle.comLinkaARENAlive.comMister Wong
Copyright © 2011-2024 vorsorgeexperten.ch. Alle Rechte vorbehalten.