Sie befinden sich hier: Startseite » Aktuelle Themen » Artikel

Die Negativzinsen sollen gemäss SNB-Präsident Jordan auch 2016 bestehen bleiben

Sonntag, 10.01.2016

Am 15. Januar 2016 jährt sich die Einführung der Negativzinsen in der Schweiz. Trotz „Franken-Schock“ für die Wirtschaft will die Nationalbank aber weiterhin daran festhalten, wie ihr Präsident Thomas Jordan in einem Interview erklärt.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat am 15. Januar 2015 den Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro aufgehoben. Gleichzeitig hat sie den Zins für Guthaben auf Girokonten um 0,5 Prozentpunkte auf -0.75% gesenkt. Das Zielband für den Dreimonats Libor hat sie in den Negativ-Bereich auf -1.25% bis -0.25% von zuvor -0.75% bis 0.25% verschoben.

Noch vor Aufhebung des Mindestkurses gab die SNB am 18. Dezember 2014 bekannt, dass sie ab dem 22. Januar 2015 Negativzinsen auf Giroguthaben einführen werde und einen negativen Dreimonats-Libor anstrebe. Damit wollte sie dem Schweizer Franken etwas von seiner Attraktivität nehmen. Investoren sollten dazu gebracht werden, vermehrt in andere Währungen zu investieren. Auf Giroguthaben über 10 Millionen Franken erhebt die SNB seither einen „Strafzins“ von 0.75%.

Geldpolitik will schwieriger Wirtschaftslage Rechnung tragen

Mit diesen Massnahmen wollte die SNB der schwierigen Lage der Wirtschaft Rechnung tragen, wie Fritz Zurbrügg, Mitglied des Direktoriums der SNB in einer Rede anlässlich der KOF Prognosetagung Anfang Oktober 2015 äusserte. Als Folge des Negativzinses habe am Geld- und Kapitalmarkt bei vielen Zinssätzen “mathematisch betrachtet“ das Vorzeichen gewechselt. Der Negativzins habe aber eine Rückkehr zu normaleren Verhältnissen ermöglicht; die traditionelle Zinsdifferenz gegenüber dem Ausland habe sich wieder eingestellt. Sie sei zuvor fast ganz verschwunden gewesen, hätten die Zentralbanken der meisten Industrieländer ihren Leitsatz doch gegen Null gesenkt. Die Zinsdifferenz mache den Franken für Anleger weniger attraktiv. Zusammen mit der Bereitschaft der SNB, bei Bedarf am Devisenmarkt einzugreifen, unterstütze der Negativzins somit die weitere Abschwächung des Frankens. Auf diese Weise trage die aktuelle Geldpolitik der schwierigen Lage der Schweizer Wirtschaft Rechnung, betonte Zurbrügg.

SNB-Präsident Jordan rechtfertigt die Negativzinsen

Auch jetzt, nahezu ein Jahr nach der Einführung von Negativzinsen, hält die SNB an den Negativzinsen fest und erachtet sie als notwendig, wie SNB-Präsident Thomas Jordan in einem Interview gegenüber der Wirtschaftssendung „ECO“ erklärt, welches das Schweizer Fernsehens SRF auf seiner Webseite aufführt. Es brauche eine Zinsdifferenz zum Euro. «Das macht die Franken-Anlagen weniger attraktiv, und dadurch haben wir weniger Druck auf den Franken.»

Pensionskassen leiden unter den Negativzinsen

Auch Pensionskassen mit ihren Vorsorgegeldern sind von den Negativzinsen betroffen, indem sie weniger Rendite auf ihren Anlagen erzielen. So hätten die meisten Schweizer Pensionskassen 2015 eine Rendite zwischen 0% und 1% erzielt, zitiert SRF die «Neue Zürcher Zeitung». Laut der Beratungsfirma c-alm seien aber 2.75% nötig gewesen, um die Renten zu finanzieren und die Altersguthaben zu verzinsen.

ASIP fordert, Pensionskassen von Negativzinsen auszunehmen

SRF zitiert auf ihrer Website auch Hanspeter Konrad, Direktor der Schweizerischen Pensionskassenverbands ASIP. Demnach fallen im Moment rund 400 Millionen Franken Negativzinsen an, da die Pensionskassen 5% bis 6% der Vermögen in Form von Liquidität halten. Laut Konrad ginge so pro Tag mehr als eine Million Franken an Vorsorgegeld für die Versicherten verloren.

Viele Pensionskassen zahlten bis anhin zwar kaum oder noch keine Negativzinsen. Sie würden auf Banken zurückgreifen, die die Negativzinsen (noch) nicht weitergäben, oder sie investierten die Mittel etwa in kurz laufende Obligationen. Für Konrad ist es «vom Grundsatz her nicht nachvollziehbar, Pensionskassen, die einen gesetzlichen Auftrag erfüllten, Negativzinsen aufzuerlegen», wie er gemäss SRF schreibt.

Zinserhöhungen sind in absehbarer Zeit nicht zu erwarten

Wie Thomas Jordan im Interview dazu erklärt, belaste die Nationalbank nicht die Pensionskassen, sondern die Banken, die bei ihr Guthaben hätten, mit Negativzinsen. Und wiederum betont er die Bedeutung der Negativzinsen.

Auf die Frage, ob die Negativzinsen bis Ende 2016 weiter bestehen blieben, antwortet er, dass er keine Prognose machen könne; die Finanzmärkte gingen aber nicht davon aus, dass man in absehbarer Zeit wesentliche Zinserhöhungen sehen werde.

Anzeige
 
Twitterdel.icio.usgoogle.comLinkaARENAlive.comMister Wong
Copyright © 2011-2024 vorsorgeexperten.ch. Alle Rechte vorbehalten.