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Die Unternehmen nutzen bei der Ausgestaltung ihrer Vorsorgepläne zunehmend risikomindernde Optionen

Mittwoch, 18.07.2018

Die Pensionspositionen in den Bilanzen von Schweizer Unternehmen haben sich im 2. Quartal 2018 verbessert. Gründe sind der Renditeanstieg von Unternehmensanleihen sowie der Rückgang von Verpflichtungen bei gleichzeitig positiven Anlagerenditen.

Die Bilanzen der Schweizer Unternehmen haben sich im zweiten Quartal 2018 stark verbessert. Hauptgrund sind die hohen Anlagerenditen. Zusätzlich unterstützt wurde diese Entwicklung durch den Anstieg der Diskontierungssätze um rund 5 Basispunkte seit Ende des ersten Quartals. Insgesamt stieg der Deckungsgrad (Verhältnis von Pensionsvermögen zu Pensionsverpflichtungen) um rund 2,5 Prozentpunkte an, wie aus dem Willis Towers Watson Pension Index hervorgeht. Dieser kletterte von 104.7% per 31. März auf 107.1% per 30. Juni 2018. Der Pensionskassenindex wird vierteljährlich von Willis Towers Watson in deren Swiss Pension Finance Watch veröffentlicht und basiert auf dem International Accounting Standard 19 (IAS 19). Der Index stellt die quartalsweise Entwicklung des Ausfinanzierungsgrads unter IAS 19 dar, statt den sonst typischen Deckungsgrad der schweizerischen Vorsorgepläne anzugeben.

Pensionsverpflichtungen nahmen ab, Anlagerenditen sind gestiegen

Die Renditen für Unternehmensanleihen gingen von April bis Juni 2018 gegenüber dem Ende des Vorquartals um rund 5 Basispunkte zurück. Damit nahmen die Pensionsverpflichtungen um 0.7% ab. Die Rendite der von den Schweizer Pensionskassen üblicherweise gehaltenen Anlageklassen lag um 1.7% höher als im ersten Quartal (gemäss BVG-40 plus Index von Pictet für 2005). Der Anstieg wurde trotz der im zweiten Quartal anhaltenden Marktvolatilität verzeichnet. Die Auswirkungen der positiven Anlagerenditen im Quartalsverlauf wurden durch einen Rückgang bei den Pensionsverpflichtungen ergänzt, was den stärksten Quartalszuwachs des Index seit dem 4. Quartal 2016 bewirkte.

Elena Selivanova, Senior Contributor bei Willis Towers Watson in Zürich, erklärt: «Bemerkenswert ist die Tatsache, dass der Index aktuell auf dem hohen Niveau von Mitte 2007 liegt. Danach ist der Index allerdings in nur 1.5 Jahren um mehr als 25 Prozentpunkte gefallen. Seitdem hat es über 10 Jahre gedauert, bis das damalige Niveau wieder erreicht wurde. Dies unterstreicht die aktuelle Bedeutung des Risikomanagements für Schweizer Pensionspläne. Zu wichtigen Risikomanagementmassnahmen zählen die Optimierung und Absicherung der Anlagen sowie die Überprüfung von Anpassungen in Plandesign und -struktur.»

1e-Pläne helfen die Risiken zu mindern

Die Pensionspositionen in den Bilanzen haben sich dank dessen verbessert, dass die Renditen für Unternehmensanleihen im Laufe des Quartals angestiegen sind, sich die Anlagerenditen positiv entwickelt haben und die Verpflichtungen zurückgegangen sind. Der Diskontierungssatz im Rahmen des Index lag zum Quartalsende auf dem höchsten Wert seit fast drei Jahren.

Viele Unternehmen nutzen die verbesserten regulatorischen Rahmenbedingungen, um die nachhaltige Finanzierbarkeit ihrer Pensionspläne sicherzustellen. «Die Änderung der Schweizer Gesetzgebung für sogenannte 1e-Pläne im Jahr 2017 stösst bei den Schweizer Unternehmen zunehmend auf Interesse», weiss Adam Casey, Head of Corporate Retirement Consulting bei Willis Towers Watson in Zürich. Die Unternehmen könnten diese risikomindernde Option bei der Ausgestaltung ihrer Vorsorgepläne nutzen. Bei der Umsetzung seien allerdings die Besonderheiten der internationalen Bilanzierung zu beachten, erklärt Casey weiter. Die Erfahrung zeige, dass bei einer frühzeitigen Einbeziehung aller Stakeholder und Klärung der Anforderungen Vorteile für alle Beteiligten erzielt würden.

Pensionskassen müssen sich auf magere Anlagerenditen einstellen

Nach dem herausfordernden ersten Quartal mit rückläufigen Aktienmärkten begrüssten die Anleger die neuerlich positive Performance im 2. Quartal. Die Fundamentaldaten der Kapitalmärkte und die verbundene Prognose bleiben jedoch weitgehend unverändert. «Allgemein ziehen die Zentralbanken ihre geldpolitischen Stellschrauben an. In den kommenden Jahren müssen sich die Schweizer Pensionskassen auf magere Anlagerenditen einstellen, verbunden mit höherer Volatilität und der reellen Möglichkeit einer Rezession», erläutert Michael Valentine, Investment Consultant bei Willis Towers Watson in Zürich.

Risiken mit Ertragspotenzial sollten genutzt werden

Dies erfordere eine regelmässigere Überprüfung der strategischen Vermögensallokation der Kassen, die sich auch auf das Risikoengagement in den verschiedenen Anlageklassen wie Aktien, Unternehmensanleihen oder Zinssätzen erstrecke. Gleichzeitig dürfe nicht vergessen werden, dass Risiken auch Chancen generierten und Risiken mit Ertragspotenzial wie beispielsweise Illiquiditätsprämien gesucht und genutzt werden müssten. Berücksichtige man auch allgemeinere Trends wie disruptive Technologien, starke Verschiebungen in der geopolitischen Landkarte und die Klimaerwärmung, werde sowohl der Bedarf nach zukunftssichereren Anlagelösungen als auch nach konventionelleren Ansätzen offensichtlich. 

Über die Studie

Der Swiss Pension Finance Watch untersucht vierteljährlich die Auswirkungen von Kapitalmarktentwicklungen auf die Finanzierung von Vorsorgeplänen in der Schweiz. Die Studie ist Teil des Global Pension Finance Watch von Willis Towers Watson, dessen Ergebnisse für die wichtigsten Pensionsmärkte der Welt bis ins Jahr 2000 zurückgehen. Die Studienergebnisse werden vierteljährlich veröffentlicht. Der Schwerpunkt liegt auf dem Anlagevermögen und den Verpflichtungen. Der Bericht deckt Vorsorgepläne in Brasilien, Kanada, der Eurozone, Japan, der Schweiz, Grossbritannien und den USA ab.

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