Das Geschäftsjahr 2016 war für die Versicherungswirtschaft von den anhaltend tiefen Zinsen und den hohen Aufsichtsauflagen geprägt. Die Schadenversicherung profitierte dennoch von einem veranschlagten Prämienwachstum von durchschnittlich 1.1%. Damit halte das stabile Wachstum weiterhin an, wie Urs Berger, Präsident des Schweizerischen Versicherungsverbandes SVV, erklärt.

Schadenversicherung verzeichnet nach wie vor Wachstum

Das Prämienvolumen in der Motorfahrzeugversicherung verzeichnet gar ein Plus von 1.3%, was gemäss SVV auf die Zunahme der zugelassenen Motorfahrzeuge zurückzuführen ist. In der Feuer-, Elementar-, und Sachschadenversicherung hingegen sind die Prämieneinnahmen um 0.9% zurückgegangen. Der Grund dafür sind einmal der Preisdruck sowie tiefere Prämien infolge eines günstigeren Schadenverlaufs in den letzten Jahren.

Prämieneinnahmen in der Lebensversicherung sind rückläufig

Im Bereich Lebensversicherung rechnet der SVV für 2016 mit einem Prämienrückgang von 6%. Es sei für die Lebensversicherer aufgrund der anhaltend rekordtiefen Zinsen sehr schwierig, Zinsgarantien abzugeben.

In der Einzellebenversicherung ging das Prämienvolumen deshalb um 5% zurück. Im Kollektivleben, in dem die Lebensversicherer Vorsorgelösungen für KMU anbieten, fielen die Prämieneinnahmen um 6.3% tiefer aus als im Vorjahr aus. Dabei sind die periodischen Prämien praktisch unverändert geblieben. Die Einmaleinlagen sanken um 10.9%.

Es wird immer anspruchsvoller, den umfassenden Versicherungsschutz zu gewähren

Diese Leistungen sind zwar nach wie vor sehr gefragt, wie der SVV betont. Für die Lebensversicherer werde es jedoch immer anspruchsvoller, den umfassenden Versicherungsschutz zur Verfügung zu stellen. Grund dafür seien die tiefen Zinsen und die hohen Kapitalanforderungen. 

Versicherer unterstützen die Altersvorsorgereform

Die Lebensversicherer sind als Anbieter in der beruflichen Vorsorge für KMU von den Folgen des demografischen Wandels und den Entwicklungen an den Finanzmärkten betroffen. Sie unterstützen deshalb die Reform «Altersvorsorge 2020» seit Beginn. Diese sei dringend nötig, um die Altersvorsorge finanziell zu stabilisieren und das jetzige Leistungsniveau beizubehalten, warnen sie.

Naturereignisse treten immer häufiger und intensiver auf

Insbesondere die Schaden- und Rückversicherer werden vom Klimawandel gefordert, da Naturereignisse laut SVV immer häufiger und intensiver auftreten. Die Schäden nehmen daher zu. Aus diesem Grund würden sich die Schweizer Privatversicherer zu einer nachhaltigen Klimapolitik bekennen.

Digitalisierung ist eine Herausforderung für die Versicherungsbranche

Für die Versicherungsbranche birgt die Digitalisierung zahlreiche Chancen und Herausforderungen. Während die Versicherungsgesellschaften ihre Prozesse anpassen müssen und ihre Strategien auf eine digitale Wirtschaft ausrichten, befassen sie sich im Verband mit den Auswirkungen auf die politischen Rahmenbedingungen.

Aktuell steht die Totalrevision des Datenschutzgesetzes an. Die Versicherer begrüssen, dass die Vorlage grundsätzlich als Rahmengesetz formuliert ist. Damit nehme der Bundesrat Abstand von einem komplexen Gesetz wie es die Europäische Datenschutz-Grundverordnung darstelle. Der Gesetzesentwurf sei zudem technologieneutral formuliert. Das lasse Spielraum zu. Der Entwurf sehe jedoch neue Pflichten vor, die von der Versicherungsbranche auf ihre Praxistauglichkeit hin geprüft werden müssten.

Über die Branche

Die Versicherungsbranche macht in der Schweiz 47% der Wertschöpfung des Finanzsektors aus. Das sind insgesamt 27.9 Milliarden Franken bzw. entspricht einem Anteil von 4.5% an der Gesamtwirtschaft. Damit zählt sie zu den zehn grössten Branchen der Schweiz. Die Schadenzahlungen bewegten sich gemäss Schätzungen des SVV 2016 im langjährigen Jahresdurchschnitt.